Agenda Software: Bugs werden nicht behoben, veraltetes Softwaredesign für viel Geld – ein Armmutszeugnis!

Vor fast zwei Jahren habe ich mich dazu entschlossen, die Fibu- und Steuersoftware Agenda zu mieten, da diese auch von meiner Ex-Steuerberaterin genutzt wurde, und ich somit ihre fehlerhaften Steuererklärungen vernünftig prüfen und korrigieren konnte. Da ich Datev als eines der schlechtesten Softwareprodukte empfinde, das mir je begegnet ist, zumindest aus softwaretechnischer sicht, entsprechend meiner Erfahrungen mit Installationsproblemen, Menüführungen, etc. – hatte ich mir einen Überblick über die Software verschafft und konnte mich damit anfreunden.

Nachdem ich meine ersten Gehversuche mit der Agenda-Software gemacht hatte, stolperte ich jedoch über immer mehr unschöne Details, die mich als Anwender immer mehr frustrierten. Ich sammelte also ein paar der festgestellten Probleme, und formulierte an meinen Betreuer eine entsprechende Mail:


Hallo Herr Gilgenreiner,

wie schon angekündigt habe ich einige Anmerkungen bezüglich der Software gesammelt und möchte Sie bitten, diese an Ihre Entwicklung weiter zu leiten.

Login: Beim Login muss man nach der Eingabe des Passworts zwei mal Enter drücken für einen Login. Dies ist störend und nicht intuitiv. Nach Abschluss der Eingabe des Passwortes erwartet ein Benutzer beim drücken der Enter-Taste, dass der Login ausgeführt wird. Es ist ja nur eine Kleinigkeit das Event ab zu fangen und die Login-Funktion aufzurufen.

Tabellen-Darstellung: Tabellen-Spalten-Breiten sind oft völlig sinnfrei voreingestellt, sodass wichtige Informationen nicht angezeigt werden, während vollständig leere Spalten den Bildschirm füllen. Auch speichert das System nicht die händisch eingestellten Spaltenbreiten. Das ist sehr unschön und nicht zeitgemäß für eine Software in dieser Preiskategorie – wenn schon die Benutzeranpassungen nicht dauerhaft gespeichert werden, sollte wenigstens eine Automatik beim Öffnen anständige Dienste verrichten.

Lohn&Gehalt, Arbeitstag-Formel: Wenn bei einem Mitarbeiter korrekt hinterlegt ist, dass die Arbeitsteilzeit-Berechnung anhand der Methode Arbeitstag-Formel erfolgen soll, muss man die Berechnung trotz angegebener Arbeitszeit händisch erledigen, obwohl das System doch weiß, wieviel Arbeitstage der Mitarbeiter in diesem Monat hat und wie viele Tage er krank war. Die Erwartungshaltung, dass die Agenda-Software diese Berechnung selbstständig durchführt, erachte ich als selbstverständlich und würde um eine entsprechende Nachbesserung bitten. Und: Bei einem meiner Mitarbeiter trägt das System – auch hier trotz korrekt gepflegter Werte – nicht den Monatslohn und die eingetragenen Krankheitstage in die letzte Dialogseite ein, was bei anderen Mitarbeitern sehr wohl funktioniert. Hier scheint es einen Bug zu geben – Sie können sich gern zwecks weiterer Ermittlung dazu bei mir melden.

Lohn&Gehalt: Beim Fortschreiben von KUG-Einträgen wird die Stundenanzahl nicht fortgeschrieben und muss händisch nachgetragen werden. Es ist zwar nicht so viel Arbeit und kommt ja auch nur in Ausnahmefällen überhaupt zu KUG, aber dennoch hätte ich hier erwartet, dass dies automatisch erfolgt – sind auch nur ein paar Zeilen Code – für jemd. der den Quelltext der Anwendung kennt sicher eine Kleinigkeit.

Lohn&Gehalt: Beim Stapeldruck-Dialog wurden Checkboxen für eine Radio-Button-Funktion verwendet  – wenn man Ihre Software gewohnt ist, sicher kein Problem und auch nur eine kosmetische Kleinigkeit, dennoch im ersten Moment für Neulinge irritierend.

Lohn&Gehalt: Die Kalender des Mitarbeiters werden beim Aufrufen immer in der Höhe beschnitten, sodass zur vollen Ansicht des Monats immer erst unten das Fenster vergrößert werden muss, weil sonst ein bis zwei Tage abgeschnitten sind, was ziemlich lästig ist – sicher eine Altlast aus Zeiten bei denen Auflösungen noch andere Dimensionen hatten, aber auch sicher nur eine Konstante, die angepasst werden muss.

Lohn&Gehalt: Bei ganzjähriger Firmenbuchhaltung wäre eine Bereitstellung der Datensätze für das ganze Jahr sinnvoll – so muss man in jedem Monat einmal auf bereitstellen klicken – das ist etwas lästig – für mich aber auch nicht so wichtig – wäre eher ein „nice to have“.

Fibu, Import: Wenn die Option „Definitions-Datei aufrufen“ nicht ausgewählt ist, kann man ohne Default-Datei nicht importieren. Wenn sich die Zuordnung ändert, muss man die Option entfernen, den Prozess starten, abbrechen, die Option wieder setzen, da sonst die Zordnung einfach falsch ist obwohl sie richtig angezeigt wird – kein schöner Zustand!

Fibu, Import: Es muss dort auch irgendwo noch einen Bug geben, den ich nicht reproduzieren konnte, einmal hat mir das System eine falsche (sicherlich vorher ausgewählte) Datei importiert. Ich weiss nicht, ob Sie automatisierte Testverfahren für Ihre Anwendung nutzen, aber wenn, sollten Sie die Import-Funktion in dieser Hinsicht nochmal prüfen.

Fibu, Buchungserfassung Filterung (Suche, Fernglas): bei Aktivierter Filterung muss man zum Anpassen der Filterung die Filterung erst komplett entfernen und dann wieder komplett neu definieren. Sinnvoller wäre es einen zusätzlichen Button zum Aufheben einer aktiven Filterung mit einem roten X neben den aktuellen Button mit dem Fernglas zu setzen, und bei aktivierter Filterung bei erneutem Klick auf das Fernglas den aktuell eingestellten Filter wieder zu öffnen, um ihn ggfls. anpassen zu können.

Fibu, Buchungserfassung Splitbuchungen: Splitbuchungen (zumindest Zahlungssplit, habe das sonst nicht getestet) sind nicht möglich, wenn man zuvor die Anzeige mit einer Suche eingeschränkt hat – das ist ziemlich unschön, zumal die Option ausgewählt werden kann, aber einfach keine Reaktion der Anwendung erfolgt – sehr unsauber – wenn es nicht geht weil dem Entwickler das zu viel Aufwand ist, sollte man wenigstens bei Aktivierter Filterung die Funktion im Menü deaktivieren (oder (unschöner workarround) eine Fehlermeldung beim ausführen generieren).

Fibu, Skonto: Nach dem Eintragen eines Skonto-Betrags in einer Buchung wird beim darauffolgenden Bearbeiten eines Buchungssatz das Skonto-Feld nicht mehr angezeigt, man muss dazu erst den Bearbeitungsmodus beenden, eine andere Buchung einfach auswählen, und dann den Bearbeitungsmodus mit einem Doppelklick erneut aktivieren. Das ist ganz offensichtlich ein Bug.

Fibu, Sortierung: Bei der Sortierung (in diesem Fall in der Kontenauskunft für die Umsatzsteuer-Voranmeldung) findet bei einer Sortierung nach Soll keine Sortierung der Beträge auf Habenseite statt (siehe die letzten beiden Einträge) wie man es aber erwarten würde und was wünschenswert wäre (siehe Screenshot)

Mir sind bestimmt noch mehr Dinge aufgefallen, aber irgendwann hatte ich keine Energie & Zeit mehr, das alles zu notieren. Einige der hier genannten Punkte empfinde ich aus Kundensicht ziemlich fatal – hingegen aus Entwickler-Sicht wiederum ziemlich trivial. Ich würde mich über eine entsprechende Korrektur auch entsprechend sehr freuen. In jedem Fall bitte ich Sie um eine entsprechende Rückmeldung zu meinen Anmerkungen.

Vielen Dank im Voraus für Ihre Mühen!


Diese Mail verschickte ich am 27.04.2020. Im Anschluss darauf fragte ich mehrmals per E-Mail und auch telefonisch nach, wie es denn mit einer Rückmeldung zu meiner E-Mail aussehen würde, da ich keine erhielt. Man teilte mir dann lediglich mit, man hätte das in die entsprechende Abteilung weiter gegeben und bis wann eine Optimierung oder Anpassung umgesetzt werden könne, könne man mir nicht sagen, man würde das aber ernst nehmen. Ende letzten Jahres, als ich mich mal wieder darüber ärgerte, dass beim Klicken auf Splitbuchung einfach nichts passiert, wenn zuvor eine Suche durchgeführt wurde, rief ich erneut an und fragte nach, wann denn dieser leicht zu reproduzierende Bug behoben werde, denn ein Menüpunkt, der anklickbar ist, aber keine Funktion ausführt, ist schlicht und ergreifend ein Bug – da braucht man nichts schönreden. Eine Woche später etwa rief mich dann schließlich eine freundliche Dame zurück, um mir final mit zu teilen, dass diese Sache keine Priorität hätte und wahrscheinlich nie bearbeitet werden würde. Auch sonst ist keiner einzigen meiner Anregungen in irgend einer Weise nachgegangen worden.

Wer schon mal eine Software programmiert hat, der weiss, dass es etwa eine Zeile Code bedarf, um einen Menüpunkt in einem Kontextmenü zu deaktiveren, der weiss, wie wenig Arbeit es ist, so einen Bug zu fixen. Von einer Software, für die ich jeden Monat über 100€ bezahle, habe ich mehr erwartet. Nicht nur, dass solche Fehler nicht beseitigt werden, insgesamt ist die Software aus softwaretechnischer Sicht in vielerlei Hinsicht einfach nur schlecht gemacht. Wenn man z. B. in einer Liste Buchungen selektiert, kann man dabei zuschauen, wie die Beträge aufsummiert werden. Meine kostenfreie OpenSource-Banking-Software hingegen summiert tausende Buchungen in einem Bruchteil einer Sekunde. Es gäbe hier an so vielen Stellen massiven Optimierungsbedarf, aber das Softwareunternehmen tut lediglich das nötigste, reagiert auf aktuelle steuerrechtliche Änderungen und bringt entsprechende Updates heraus – das war’s. Fehler wie, dass ich bei jedem Start eines weiteren Moduls erneut mein Passwort eingeben muss wurden bis heute nicht beseitigt. Ein Armutszeugnis. Positiv kann man anmerken, dass die Support-Hotline wenigstens recht gut erreichbar ist und auch immer bemüht ist, zu helfen und eine Lösung zu finden – da habe ich bei Datev schon schlimmeres erlebt.

Ich kann leider defintiv keine Empfehlung für diese Software aussprechen – wenngleich ich auch für die mir bekannten Alternativen wie Lexware und Datev keine Empfehlung aussprechen kann. Vielleicht hilft dem ein- oder anderen dieser Erfahrungsbericht ja dennoch wenigstens zur Orientierung und Meinungsbildung.

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